Die Digitalisierung ist im Handwerk inzwischen weit vorangeschritten. Doch warum nutzen bislang nur eine Minderheit aller Handwerksbetriebe soziale Medien wie Facebook, Instagram oder LinkedIn für sich? Der Aufbau einer Social-Media-Präsenz bietet für die Branche einige Vorteile, die in diesem Beitrag näher erläutert werden. Social-Media-Marketing für Handwerker – Tipps, Tricks und Fallstricke.
Die Auftragsbücher vieler Handwerksbetriebe dürften aktuell randgefüllt sein. Da bleibt wenig Zeit, um sich mit den möglichen Vorteilen einer Social-Media-Präsenz auseinanderzusetzen. Was zunächst mehr als verständlich erscheint, könnte sich in geraumer Zeit jedoch rächen. Wer das Thema soziale Medien außer Acht lässt, könnte schneller den Anschluss verpassen als ihm lieb ist. Es lohnt sich daher, einen Blick auf die folgenden Möglichkeiten zu werfen, um sich bereits jetzt den entscheidenden Wettbewerbsvorteil zu sichern. So geht Social-Media-Marketing für Handwerker 2024!
Social-Media-Marketing für Handwerker: in den Kinderschuhen?
Eine Studie, die im Auftrag des Digitalverbands Bitkom und des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) durchgeführt wurde, veranschaulicht, dass die Digitalisierung im Handwerk angekommen ist. So verfügen 97 % der befragten Handwerksbetriebe über eine eigene Website. Die Corona-Pandemie fungierte hierbei als Treiber. Da zunehmend mehr Kundinnen und Kunden digitale Angebote erwarten, scheint mittels der Digitalisierung die Existenz eines Betriebs gesichert.
Das Potenzial, durch digitales Marketing neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und somit einen Umsatzzuwachs zu erwirtschaften, ist dennoch nicht vollständig ausgeschöpft. Nur 20 % der befragten Handwerksunternehmen gaben an, dass sich die Digitalisierung auf ihr Geschäftsmodell auswirkt. Außerdem stellen lediglich 30 % neue Produkte oder Dienstleistungen bereit.
Social-Media-Kanäle sind für diese Ziele von entscheidender Bedeutung. Trotzdem nutzen lediglich 40 % oder weniger als ein Drittel der befragten Handwerksbetriebe Social-Media-Netzwerke – hier entsteht jedoch ungenutztes Potenzial.
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Social-Media-Marketing für Handwerker – Vorteile im Überblick
Aber was genau ist Social Media überhaupt? Die gängigen sozialen Netzwerke sind vielen Personen bereits vertraut. Auf Facebook und Instagram haben nahezu alle ein Profil und viele verwenden zudem LinkedIn oder XING. Letztere werden als Geschäftsnetzwerke angesehen. In den letzten Jahren haben sie neben Facebook und Instagram eine wichtige Bedeutung erlangt.
Für junge Zielgruppen sollte zudem TikTok erwähnt werden. Ihre Popularität verdankt die Plattform der unkomplizierten Filter-Bearbeitung von Beiträgen, die in der Regel als Videos erscheinen. Auf diese Weise können junge Menschen ihre eigene digitale Identität schnell entwickeln.
Diese Filter ermöglichen es jedoch auch, Bilder und Videos zu spezifischen Zwecken sehr leicht zu manipulieren. Auf diese Weise wird „Fake Content“, auf Deutsch „gefälschte Inhalte“, geschaffen. Hierdurch kann die Glaubwürdigkeit eines Unternehmens maßgeblich in Verruf geraten. Ein bewusster Umgang mit der Plattform ist daher unumgänglich.
Social-Media-Kanäle als News-Plattform nutzen
Social Media bedeutet nichts anderes, als sich langfristig einen ganz eigenen Kommunikationskanal aufzubauen. Im Rahmen der gängigen Regeln können Unternehmen hier gezielt ihre Inhalte und Botschaften, auch „Content“ genannt, platzieren. Handwerksbetriebe können sich auf diese Weise ebenfalls gezielt positionieren und mehr Umsatz generieren.
Christoph Krause, ein Social-Media-Unternehmer und Podcaster aus dem Designhandwerk, verdient über Instagram 78 % seines Umsatzes und 90 % seines Nachwuchses. Viele andere Handwerksbetriebe können dies bestätigen.
So werden Stellenausschreibungen üblicherweise über die Arbeitsagentur veröffentlicht, dennoch finden potenzielle Bewerberinnen und Bewerber den Weg auf das Instagram-Profil. Jüngere Personen schätzen es besonders, wenn künftige Arbeitgebende auf dem neuesten Stand ist.
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Social-Media-Marketing zur Akquise von Mitarbeitenden
Handwerksbetriebe haben erkannt, dass digitale Medien immer wichtiger werden. Für die moderne Jugend sind soziale Medien ein fixer Bestandteil ihres Alltags. Im Schnitt verbringen 12- bis 19-Jährige täglich 224 Minuten im Internet. Auch wenn diese Entwicklung kritisch betrachtet werden sollte, bieten Initiativen wie „Ins Netz gehen“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung wertvolle Hintergründe.
Unabhängig von den gesellschaftlichen Folgen sind Social-Media-Kanäle ein wirtschaftlicher Faktor für Unternehmen. Selbst Handwerksbetriebe, die zufrieden mit ihrer Auftragslage und Kundenstruktur sind, werden langfristig neue Mitarbeitende brauchen. Daher lohnt es sich, eine Social-Media-Präsenz aufzubauen.
Social-Media-Marketing für Handwerker: eine Anleitung
Entscheidet sich ein Handwerksbetrieb nun für die Nutzung von Social-Media-Marketing, stellt sich die Frage, wie genau die Umsetzung aussieht. Wie sehen die ersten Schritte aus? Mit welchen Inhalten und auf welchen Kanälen?
Handwerksbetriebe haben hier einen entscheidenden Vorteil: Sie sind oft schon in der „echten“ Welt bekannt. Viele sind familiengeführte Traditionsunternehmen. Diese Geschichte ist ein besonderer Mehrwert. Ihre Wurzeln definieren ihre Identität und machen den Betrieb einzigartig. Dies sollte innerhalb der sozialen Medien stolz präsentiert werden. Mit ausdrucksstarken Bildern und kurzen Texten kann die eigene Unternehmensgeschichte erzählt werden.
Zudem geben viele Handwerker auf ihren Social-Media-Kanälen Einblicke in ihren Alltag. Sie zeigen sich mit ihrem Team bei der Arbeit oder erklären in Videos bestimmte Techniken. Authentizität ist hierbei entscheidend. Die Social-Media-Auftritte sollten stets echt wirken. Kundinnen und Kunden spüren es sofort, wenn etwas aufgesetzt wirkt.
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Geeignete Kanäle nutzen
Die Wahl des Kanals hängt von den eigenen Zielen ab. Recruiting von Nachwuchs läuft am besten über Instagram, bei Fachkräften über 30 Jahren lohnt sich auch Facebook. Beide Netzwerke sind ähnlich und die Inhalte lassen sich leicht spiegeln.
LinkedIn ist ebenfalls wichtig für die Gewinnung von Fachkräften. Zu Beginn sollte sich ein Betrieb auf ein bis zwei, maximal aber drei Kanäle konzentrieren. Instagram, Facebook und LinkedIn lassen sich ähnlich bespielen. Mit regelmäßigen, relevanten Posts wird langfristig eine Community aufgebaut.
Regelmäßigkeit als entscheidender Faktor
Je häufiger und regelmäßiger ein Betrieb postet, desto mehr Reichweite erzielt er. Die Algorithmen der Social-Media-Kanäle bevorzugen regelmäßige Beiträge. Ein Minimum von zwei aussagekräftigen Posts pro Woche sollte das Ziel sein. Dies gelingt am besten, indem ein paar Stunden im Monat zur Vorbereitung der Posts geblockt werden.
Wer wirklich präsent sein und verlässlich im Feed der Community auftauchen möchte, sollte mindestens zwei Mal die Woche etwas von sich hören lassen. Diese Frequenz wird immer wieder empfohlen. Am besten gelingt dieses Vorhaben mit regelmäßigen Posts an festen Wochentagen. Wöchentliche Updates zu einem festen Zeitpunkt können anschließend mit spontan eingestreuten News weiter ausgebaut werden.
Inhalte mit Relevanz
Bleibt zu klären, was genau mit relevanten Inhalten gemeint ist und auf welchen Kanälen diese präsentiert werden sollten.
Die eher auf private Kommunikation ausgerichteten Social-Media-Kanäle wie beispielsweise Instagram und Facebook sind lockerer und emotionaler. Hier geht es vor allem um gute Unterhaltung. Ein möglichst plakatives Bild und ein aussagekräftiger Text sind in jedem Fall eine gute Kombi. Ergänzt um ein paar Emojis gewinnt der Post noch etwas an Relevanz.
Echte Handwerkskunst besteht jedoch aus speziell erlernten Handwerkstechniken. Diese lassen sich am besten in einem Video präsentieren. Kürzere Videos von bis zu einer Minute eignen sich auch für Instagram oder TikTok. Ein Vorteil des Unterhaltungscharakters dieser Plattformen ist, dass hier die Video-Qualität nicht immer perfekt sein muss. Viele Influencerinnen und Influencer arbeiten mit Smartphone- oder GoPro-Videos.
Wie bereits erwähnt, zählen hier Lebendigkeit, Emotion und Echtheit. Längere Erklärvideos, beispielsweise zur eigenen Arbeitsweise oder der Handwerkstechnik, sind am besten auf YouTube aufgehoben.
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Social-Media-Marketing für Handwerker: mit Strategie zum Erfolg
Social-Media-Marketing will gelernt sein. Stetigkeit und Frequenz der Kommunikation sowie die Qualität der Inhalte – alle drei Faktoren sind für den Erfolg im Social-Media-Bereich entscheidend.
Daher sollte vor dem Start der Social-Media-Aktivitäten gut überlegt und definiert werden, welches Ziel erreicht werden soll. Die Bekanntheit der Marke erhöhen? Umsätze steigern? Neue Kundinnen und Kunden aus bestimmten Zielgruppen gewinnen? Welches Budget und welche Mitarbeitende werden benötigt?
Selbst bei einer guten Auftragslage kann es sinnvoll sein, sich über Social-Media-Aktivitäten Gedanken zu machen. Beispielsweise kann für den eigenen Handwerksbetrieb eine „Wunschkundin“ bzw. „ein Wunschkunde“ definiert werden. Nach diesen sogenannten „Personas“ können professionelle Social-Media-Agenturen anschließend die gewünschten Aktivitäten in den Kanälen gezielt ausrichten.
Step-by-Step zum erfolgreichen Social-Media-Präsenz
Die folgenden Schritte können für Handwerksbetriebe, die den Start ins Social-Media-Marketing wagen möchten, unterstützend wirken:
- Präzise Zielsetzung
Zunächst sollte die Frage nach der Zielsetzung gestellt werden. Sollen Kundinnen und Kunden gewonnen werden? Sollen neue Produkte promotet werden? Oder soll das Image aufgebaut werden? Je klarer die Zielsetzung erfolgt, desto besser. - Zusammensetzung eines Social-Media-Teams
Idealerweise stellt der Betrieb ein Team aus mindestens drei Mitarbeitenden zusammen, die im Bereich Social-Media-Marketing involviert sind. Auf diese Weise kann der Prozess beobachtend gesteuert und vorangetrieben werden. Hierbei sollte die Wahl vor allem auf Personen fallen, die Social-Media-affin sind und Lust auf diese Arbeit haben. In vielen Betrieben umfasst dies vor allem jüngere Mitarbeitende. - Kapazitäten schaffen
Für die anfallende Arbeit sollten Kapazitäten geschaffen werden. Hierfür eignet sich die Auswahl eines fixen Tages zur Veröffentlichung der Posts. - Content-Plan-Erstellung
Mit Hilfe eines Content-Plans wird festgelegt, an welchem Tag und auf welchem Kanal bestimmte Inhalte gepostet werden. Dies mag zu Beginn eine Hürde darstellen. Mit der Zeit wird es jedoch einfacher. - Expertise einholen
Es empfiehlt sich, die Konkurrenz bei deren Social-Media-Aktivitäten zu beobachten, um ein Verständnis für die Materie zu erlangen. Zudem könnte die Belegung von Seminaren hilfreich sein. Natürlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, dennoch sollte ein gewisses Grundwissen vorhanden sein, bevor der Startschuss fällt. - Analyse der Erfolge
Die Wirkung der eigenen Social-Media-Aktivitäten sollte regelmäßig überprüft werden. Um den Erfolg zu messen, bieten sich verschiedene Analysetools an. Lässt der Erfolg auf sich warten, sollte dies optimistisch betrachtet werden. Fehler existieren, um aus ihnen zu lernen und weiter zu wachsen. - Start auf den Kanälen
Ein geeigneter Start besteht aus der Bespielung von ein bis drei Kanälen. Hierfür eignen sich beispielsweise Facebook, Instagram und LinkedIn. Der Rahmen sollte zunächst etwas kleiner gewählt werden. Schritt für Schritt können die Aktivitäten langfristig wachsen.
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Mögliche Fallstricke: Kommentare und Hate Speech
Leider sind Social-Media-Kanäle immer wieder auch Schauplatz für beleidigende Kommentare und sogenannte „Hate Speech“. Der Grund für diese stark diffamierenden Äußerungen liegt in der Anonymität des Internets.
Es gibt viele Nutzende, die nicht unter ihrem richtigen Namen schreiben oder posten. Aufgrund der Anonymität dieser gestaltet es sich häufig schwierig, sich effektiv gegen Hate Speech oder Beleidigungen zu wehren und diese anzuzeigen. Die Politik sowie Behörden finden hierfür jedoch allmählich Lösungen.
Dennoch ist es oft unmöglich, die Personen zu identifizieren und für ihre Handlungen verantwortlich zu machen. Nutzende wissen dies natürlich und zeigen sich daher eher unbeeindruckt.
Möglichkeiten, die Risiken zu minimieren
Als Unternehmen kann jedoch auf eine „Netiquette“ verwiesen werden. Der Betrieb allein kann entscheiden, wie Followerinnen und Follower sich auf dem unternehmenseigenen Kanal zu verhalten haben. Auf diese Weise kann die Community zu einem respektvollen Miteinander aufgefordert werden.
Potenzielle Konflikte sollten darüber hinaus möglichst persönlich geklärt und lange „Kommentar-Battles“ vermieden werden. Vorab sollten hierfür klare Regeln definiert werden, ab wann Kommentare ausgeblendet oder gelöscht werden. Sollte sich der Betrieb bei dieser Entscheidung nicht sicher fühlen, empfiehlt sich die Expertise von Fachkräften.
Social-Media-Marketing für Handwerker im Fazit
Aller Anfang ist schwer, aber jeder Anfang bietet auch Chancen der Weiterentwicklung. Social-Media-Marketing für Handwerker ist mit Sicherheit keine Herausforderung, die unbedacht angegangen werden sollte.
Selbstverständlich sind die oben genannten Punkte und die hiermit verbundene Vorbereitung von großer Relevanz. Dennoch sollte die Fülle an Informationen Handwerksbetriebe nicht entmutigen, den Schritt in Richtung Social-Media-Präsenz zu wagen. So mögen zu Beginn viel Arbeit und Mühen erforderlich sein, die sich auf lange Sicht jedoch auszahlen.
Wie geht ihr als Handwerksbetrieb mit Marketing um? Seid ihr schon in den sozialen Medien präsent? Wir freuen uns über Kommentare!
Artikelbild: Midjourney (KI), Keywords: Social-Media-Marketing für Handwerker