Die Digitalisierung durchdringt mittlerweile alle Bereiche des Lebens und der Wirtschaft. Das gilt auch für das Handwerk, das traditionell durch Handarbeit und persönlichen Kundenkontakt geprägt ist. In mehr und mehr Gewerken sorgt der digitale Wandel für eine tiefgreifende Transformation mit vielen Chancen, aber auch Herausforderungen. Digitales Handwerk – moderne Technologie verändert traditionelle Prozesse.
Die Digitalisierung ist die treibende Kraft des 21. Jahrhunderts und revolutioniert branchenübergreifend die Arbeitsweisen und Geschäftsmodelle unserer Zeit. In diesem Artikel schauen wir uns an, wie moderne Technologien die althergebrachten Arbeitsprozesse im Handwerk verändern. Welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich daraus und wie sieht das Handwerk der Zukunft aus?
Hintergrund der Digitalisierung im Handwerk
Historisch gesehen basiert das Handwerk auf handwerklichem Können und direktem Kundenkontakt. Die Arbeitsweisen waren meist durch physische Werkzeuge und persönlicher Expertise geprägt. Wer Meister wurde, erreichte diese durch die wortwörtliche Meisterhand.
Mit dem Aufkommen digitaler Technologien stehen Handwerksbetriebe nun vor ganz neuen Herausforderung. Sie müssen ihre Arbeitsweise anpassen und neue Technologien integrieren. Das ist keine Option, sondern ein Muss, um im Wettbewerb bestehen zu können.
Wirtschaftliche Bedeutung des Handwerks in Deutschland
Diese Entwicklung betrifft eine Branche, die in Größe und Einfluss nicht unterschätzt werden sollte. In Deutschlands Handwerk gibt es über eine Million Betriebe und fast sechs Millionen Beschäftigte. In 2022 generierte diese Wirtschaftsmacht stolze 735 Mrd. Euro.
Der digitale Wandel ist hier also auch ein entscheidender Wirtschaftsfaktor. Er betrifft im Handwerk sowohl die internen Betriebsabläufe als auch die Interaktion mit Kunden und Lieferanten. Selbst grundlegendes Prozessmanagement ist ohne digitale Tools kaum noch denkbar.
Digitales Handwerk als ganzheitlicher Ansatz
Von der Kundenakquise über die Auftragsabwicklung bis zur Nachbearbeitung – in allen Phasen handwerklicher Prozesse sind digitale Veränderungen möglich und nötig. Es ist nicht untertrieben, von einer Evolution durch digitale Innovationen zu sprechen.
Das bietet einerseits enorme Chancen, z.B. bezüglich Effizienzsteigerung und Markterweiterung. Die Digitalisierung stellt viele Betriebe allerdings auch vor große Herausforderungen – nicht nur aufgrund der erforderlichen Investitionen in Gerät, Software, Ausbildung etc.
Digitales Handwerk mit neuartigen Technologien
Die neuartigen Technologien im Handwerk sind extrem facettenreich, wobei auch zahlreiche Überschneidungen mit der Industrie 4.0 zu beobachten sind. Schauen wir uns einige Beispiele etwas genauer an.
- Software-Lösungen: Branchenspezifische Softwarelösungen, wie Customer-Relationship-Management (CRM) und Enterprise-Resource-Planning (ERP) Systeme, optimieren die Verwaltung und Organisation. Richtig angewandt, ermöglichen sie eine deutlich effizientere Ressourcenplanung. Außerdem verbessern sie die Kundenkommunikation und erleichtern die Rechnungsstellung.
- Mobile Technologien: Tablets und Smartphones sind nicht nur aus dem Privatleben nicht mehr wegzudenken. Sie ermöglichen Handwerkerinnen und Handwerken, Informationen vor Ort zu erfassen und auf wichtige Daten zuzugreifen. Dies spart im Arbeitsalltag viel Zeit und verbessert optimalerweise die gesamte Qualität der Dienstleistung.
- Digitale Werkzeuge: Vom 3D-Drucker bis zu CNC-Maschinen – digitale Werkzeuge revolutionieren heutzutage bekanntlich die Fertigungsprozesse. Auch für Handwerksbetriebe kann das einige Vorteile haben. Dank der neuen Technik können sie die Präzision erhöhen, individuellere Kundenanfertigungen ermöglichen und mittelfristig die Produktivität steigern.
- Online-Marketing: Nicht zuletzt bieten digitales Marketing und E-Commerce neue Wege, um im Handwerk die richtigen Kunden zu erreichen und Dienstleistungen zu vermarkten. Viele Betriebe haben so schon gut zu tun – mit dem richtigen Marketing erreichen sie aber noch präziser die gewünschte Kundschaft.
Weitere Praxisbeispiele Digitalisierung im Handwerk
Ein weiteres Beispiel für die erfolgreiche Digitalisierung im Handwerk ist die Einführung von Building Information Modeling (BIM) in der Baubranche. Welche Vorteile hat das sogenannte BIM? Es ermöglicht eine sehr detaillierte digitale Planung, Ausführung und Verwaltung von beliebigen Bauvorhaben – ein Gamechanger für die gesamte Branche.
Noch ein Beispiel ist der Einsatz von Augmented Reality (AR). Diese kennen einige aus dem Gaming- oder Entertainment-Bereich, AR kann aber weitaus mehr. Im Handwerk wird es beispielsweise für komplexe Installationsarbeiten eingesetzt. Hier können AR-Brillen den Handwerksprofis genaue Anweisungen und visuelle Hilfestellungen bieten.
Digitales Handwerk – Herausforderungen und Lösungsansätze
Das klingt alles zu optimistisch? Ehrlicherweise bringt die Digitalisierung auch Herausforderungen mit sich. Viele Handwerksbetriebe stehen vor der schweren Aufgabe, die notwendigen digitalen Kompetenzen zu entwickeln und in neue Technologien zu investieren. Aus rechtlicher Sicht stellt zum Beispiel der Datenschutz im Hinblick auf Kundendaten sehr herausfordernd dar.
Lösungsansätze bieten Fortbildungen und Qualifizierungen in digitalen Technologien für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Doch auch hierfür müssen Betriebe sich erst einmal intern neu aufstellen und neben entsprechenden Ressourcen die nötige Offenheit entwickeln. Gut zu wissen, dass es spezielle Förderprogramme, etwa für moderne IT-Projekte, für das Handwerk gibt.
Fazit – wie digitales Handwerk die Zukunft verändert
Die Digitalisierung im Handwerk ist definitiv nicht mehr aufzuhalten. Sie bietet zahlreiche Chancen, um Arbeitsprozesse zu optimieren, neue Märkte zu erschließen und die Kundenzufriedenheit zu erhöhen. Auch lässt sich der begehrte Nachwuchs oft leichter begeistern, wenn neue Technologien involviert sind.
Zentrale Herausforderungen bestehen darin, die neuen Technologien sinnvoll zu integrieren und die Mitarbeiterschaft entsprechend zu schulen. Aus dem Weg gehen können wir der Digitalisierung aber nicht mehr. Langfristig werden Handwerksbetriebe nur dann erfolgreich sein, wenn sie den digitalen Wandel als Chance begreifen und aktiv nutzen.
Artikelbild: Opt Lasers / Unsplash.
Eine Antwort
In meinem letzten Betrieb gab es keinerlei Software. Nicht für die Kunden, nicht für Auftragsplanung, ich glaube nch nichtmal für Rechnungen.
Die Kommunikation fand über eine Whatsapp-Gruppe statt. 🙄 Nie konnte man irgendwo was nachguken, sondern musste immer im Büro oder den Chef anrufen. Ist schon echt chilliger mit ein bisschen Digitalisierung im Rücken.
Das war einer der Gründe, warum ich inzwischen woanders bin.