Ausbildung zum Tätowierer 2024 – ist das ein Handwerksberuf oder nicht?

Ausbildung zum Tätowierer

„Der moderne Mensch, der sich tätowiert, ist ein Verbrecher oder ein Degenerierter“ schrieb Adolf Loos im Jahr 1905 in seinem Aufsatz „Ornament und Verbrechen“. Heutzutage würden viele diese Haltung sicher als Unsinn abtun. Die Welt hat sich verändert und mit ihr die Vorliebe für Tätowierungen. Ausbildung zum Tätowierer – ist das ein Handwerksberuf oder nicht?

Mehr als jeder fünfte Bundesbürger ist einer Umfrage zufolge tätowiert – Tendenz steigend. Wer sich vorstellen könnte, einen kreativen Handwerksberuf auszuüben, stockt unter Umständen bei dem Berufsbild des Tätowierers.

Jedoch fehlen häufig einige Informationen bzgl. der Karriereleiter in diesem Bereich. Ist Tätowierer ein anerkannter Ausbildungsberuf und wie genau kann dieser erlernt werden? Dieser Beitrag soll für Aufklärung sorgen.

Ausbildung zum Tätowierer: Voraussetzungen?

Tätowierungen sind Kunstwerke, die handwerkliches Geschick erfordern. Da sie buchstäblich unter die Haut gehen und Kunden ein Leben lang erhalten bleiben, müssen Tätowiererinnen und Tätowierer ihr Handwerk verstehen.

Neben den notwendigen künstlerischen und handwerklichen Fähigkeiten sind Charaktereigenschaften wie beispielsweise Empathie und eine gewisse Kommunikationsfähigkeit ebenfalls von Vorteil.

Sympathiefaktor und Ausbildung im Selbststudium

Da eine Tätowierung in erster Linie eine Körperverletzung mit Einverständniserklärung darstellt, ist ein sensibler Umgang mit Kunden ein absolutes Muss. Ist die Sympathie zwischen einem Kunden und dem Tätowierer nicht vorhanden, wird dies wahrscheinlich der erste und letzte Besuch der Person in diesem Studio gewesen sein.

Da die meiste Zeit der Ausbildung im Selbststudium stattfindet, ist es von fundamentaler Bedeutung, gut organisiert und wissbegierig zu sein. Außerdem sollten Interessierte sich auf unregelmäßige Arbeitszeiten einstellen, die auch das Wochenende betreffen können.

Tätowierer als anerkannter Ausbildungsberuf?

Der Begriff des Tätowierers ist in Deutschland weiterhin weder gesetzlich geregelt noch einheitlich definiert. Somit bleibt Tätowierer kein anerkannter Ausbildungsberuf im herkömmlichen Sinne. Wer Tätowiererin oder Tätowierer werden möchte, kommt um ein Selbststudium nicht herum.

In der Regel erwerben Tätowiererinnen und Tätowierer ihre Kunst von erfahrenen Künstlern und Kollegen sowie durch eigenständige Schulungen. Zeit ist ein entscheidender Faktor, um Fähigkeiten stetig auf selbstständige Art und Weise zu verbessern.

Zwar lässt sich das anspruchsvolle Tätowieren als Handwerkskunst beschreiben. Nur wird der Beruf in Deutschland nicht als offizielle Handwerkstätigkeit anerkannt. Trotz vieler Gemeinsamkeiten mit anderen Handwerksberufen sind Tätowierer nicht in der Handwerksordnung (HwO) zu finden.

Keine offizielle Ausbildung in Deutschland

Es ist entsprechend auch nicht notwendig, eine offizielle Ausbildung oder einen bestimmten Schulabschluss zu haben, um Tätowiererinnen oder Tätowierer zu werden. Es sind weder staatlich anerkannte Berufsabschlüsse noch vorgeschriebene Ausbildungsinhalte und Ausbildungszeiten vorhanden.

Daher steht jeder potenzielle Tätowierer in eigener Verantwortung, einen geeigneten „Meister“ oder eine „Meisterin“ zu finden, der ihm die Kunst des Tätowierens näherbringt. Das kann mitunter eine noch größere Herausforderung sein, weil es eben keine offiziellen Verzeichnisse oder Ähnliches gibt.

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Ausbildung zum Tätowierer mit großer Verantwortung

Es gibt eine Vielzahl an Tattoostudios und privater Anbieter, die Schulungen anbieten. Die Dauer der Kurse unterscheidet sich von Anbieter zu Anbieter erheblich. Es gibt Situationen, in denen ein Kurs nur ein Wochenende dauert, während es in anderen Fällen über einen längeren Zeitraum und stundenweise stattfindet.

Der Großteil der „Ausbildung“ erfolgt jedoch eigenständig, indem Tätowierungen an Tierhäuten oder Zitrusfrüchten geübt und viel Zeit aufgewendet wird, um zeichnerische und handwerkliche Fähigkeiten kontinuierlich zu verbessern.

Medizinisches Fachwissen und Hygienekenntnisse

Dennoch benötigen Tätowiererinnen und Tätowierer medizinisches Fachwissen, Kenntnisse über Hygienestandards und darüber, welche Farben wann und wie am besten verwendet werden sollten.

Es ist wichtig, die vorhandenen Arbeitsgeräte genau zu kennen und zu beherrschen. Zudem können Kunden im schlimmsten Fall allergisch auf die Tätowierung reagieren, daher ist das Wissen, wie man sich im Notfall verhält, unabdingbar.

„Ausbildung“ der Tätowierkunst

Laut erfahrenen Profis bedeutet Tätowierer zu werden, selbstständig und mit Disziplin an die Sache ranzugehen. Bevor auf Tattoostudios zugegangen und nach einer Art Ausbildung gefragt werden kann, sollten einige Vorbereitungen getroffen werden.

Eine visuell ansprechende Zeichnung ist der Schlüssel zum Erstellen eines großartigen Tattoos. Daher ist es wichtig, sich auf die eigenen Zeichen- und Illustrationsfähigkeiten zu konzentrieren und diese stetig zu verbessern, bevor überhaupt daran gedacht wird, Tattoos zu entwerfen oder das Tätowieren an sich zu üben.

Portfolios mit Liebe zum Detail

Darüber hinaus ist es ratsam, ein Portfolio zu erstellen, das die besten Arbeiten und Fähigkeiten in einer Vielzahl von Stilen und Themen veranschaulicht. Auf diese Weise wird gewährleistet, dass sich Studios bereits ein Bild machen können.

Die Liebe zum Detail ist eine weitere Qualität. Dies erfordert bereits im Vorfeld eine Beherrschung der Arbeitsgeräte, das Verständnis für verschiedenen Farbzusammensetzungen und eine strenge Einhaltung der Hygiene.

Mit guter Vorbereitung ins Wunschstudio

Tätowiererinnen und Tätowierer planen ihre Entwürfe häufig im Voraus. Damit die Farben in der richtigen Reihenfolge aufgetragen werden, stellen sicher, dass die Aufbewahrungsschubladen zusätzliche Kleinteile enthalten.

Sie achten auf bestimmte Tintenrezepte, um Kundinnen und Kunden zu schützen und halten Lizenzen und Zertifizierungen auf dem neuesten Stand. Werden diese Aspekte berücksichtigt, erscheint man mit einer guten Vorbereitung im gewünschten Studio.

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Ausbildung zum Tätowierer – das Wichtigste als Checkliste

An dieser Stelle soll eine übersichtliche Checkliste folgen, die interessierten Personen einen erfolgreichen Start ins Tattoo-Business ermöglichen kann und die wesentlichen Punkte des Beitrags zusammenfasst:

  1. Portfolio und Kreativität
  • Baue ein beeindruckendes Portfolio auf, das verschiedene Stile und Themen abdeckt.
  • Verbessere deine Zeichen- und Illustrationsfähigkeiten kontinuierlich.
  • Entwickle deine eigene Originalität und deinen kreativen Ausdruck innerhalb der Tätowierkunst.
  1. Selbststudium und Disziplin
  • Sei dir bewusst, dass ein Großteil der Ausbildung im Selbststudium erfolgt.
  • Disziplin und Eigeninitiative sind absolute Must-Haves für Tätowierer.
  1. Kommunikation und Empathie
  • Innerhalb der Kommunikation mit Kunden ist Empathie das Schüsselwort.
  • Die Beziehung zwischen Tätowierer und Kunde beeinflusst die Qualität der Erfahrung maßgeblich.
  1. Hygiene und Sicherheit
  • Sammle umfangreiches Fachwissen im Bereich der Medizin und informiere dich über aktuelle Hygienestandards.
  • Notfallmaßnahmen sollten dir ebenfalls ein Begriff sein, um allergische Reaktionen oder andere Komplikationen zu bewältigen.
  1. Vorbereitung auf Studioanfragen
  • Erstelle ein gut gestaltetes und originelles Portfolio.
  • Lege Wert auf Detailorientierung und Kenntnisse über Arbeitsgeräte, Farbzusammensetzungen und Hygiene.
  1. Trends und persönliche Ästhetik
  • Die steigende Beliebtheit von Tätowierungen ist ein Ausdruck von persönlicher Ästhetik.
  • Angehende Tätowierer wählen einen Trendberuf, der Selbstausdruck und Kreativität ermöglicht.
  1. Gesetzliche Lage und Eigenverantwortung
  • Tätowierer gilt in Deutschland nicht als anerkannter Ausbildungsberuf.
  • Es liegt in deiner Verantwortung einen erfahrenen Mentor zu finden und deine Fähigkeiten stetig zu verbessern.
  1. Zukünftige Entwicklungen
  • Zukünftige Gesetze und Vorschriften für die Tätowierbranche könnten sich verändern.
  • Aufgrund der aktuellen Situation sind Eigeninitiative und Überzeugungskraft wichtig, um in Studios Fuß zu fassen.

Ausbildung zum Tätowierer – Handwerksberuf oder nicht? Fazit

Mehr als 20 Prozent der Deutschen haben mittlerweile Tätowierungen und die Tendenz wird weiter ansteigen. Wer Tätowierer oder Tätowiererin werden möchte, entscheidet sich demnach für einen Trendberuf, in dem man sich selbst und die eigene Ästhetik ausleben kann. Ein anerkannter Handwerksberuf wird damit aber nicht ausgeübt.

Tätowierer lassen sich inoffiziell als Kunsthandwerker beschreiben, die sich als solche mit verschiedenen Schwierigkeiten auseinandersetzen müssen. Zukünftig könnten einige Gesetze und Vorschriften erlassen werden, doch zunächst bleibt Tätowierer kein anerkannter Ausbildungsberuf. Hierbei ist Eigeninitiative gefragt, um Studios von der eigenen Person zu überzeugen und Kunden langfristig zufriedenzustellen.

Foto: Unsplash / Jordan Whitt; Keywords: Ausbildung zum Tätowierer – Handwerksberuf oder nicht

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Über den Autor

Steffi
Steffi schreiben auf Mega-Handwerk über gesellschaftliche Trends und das Handwerk im Wandel der Zeit.

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