Glücklich im Familienbetrieb – so schaffen Paare die Geschäftsführung

Glücklich im Familienbetrieb

Ein gemeinsamer Handwerksbetrieb kann für Paare Traum und Herausforderung zugleich sein. Wenn Beziehung und Beruf verschmelzen, entstehen besondere Dynamiken. Doch wie gelingt es, sowohl die Liebe als auch das Geschäft zum Blühen zu bringen? Glücklich im Familienbetrieb – so schaffen Paare die Geschäftsführung zu zweit.

Im Handwerk haben Familienbetriebe eine lange Tradition. Viele erfolgreiche Unternehmen werden seit Generationen von Ehepaaren oder Partner:innen gemeinsam geführt. Zugleich gibt es einige Herausforderungen, wenn man als Paar sowohl Business als auch Privatleben ausbalancieren muss.

Wir haben uns bei der Expertin Gabriele Polfuß, die Lebens-, Paar- und Eheberatung in Münster und Warendorf anbietet, erkundigt, was Paare beachten sollten. Wenn einige wichtige Regeln berücksichtigt werden, kann die Zusammenarbeit deutlich reibungsloser gelingen.

Glücklich im Familienbetrieb – der Hintergrund

Die Statistik spricht dabei eine deutliche Sprache: Rund 20 Prozent aller Handwerksbetriebe in Deutschland werden von Paaren geleitet. Die enge Verbindung von Privatleben und Beruf bringt dabei sowohl Vorteile als auch Herausforderungen mit sich.

Ein gemeinschaftlich geführtes Unternehmen ermöglicht es, Leidenschaften zu teilen und gemeinsame Visionen zu verwirklichen. Die tiefe Vertrauensbasis und das Verständnis füreinander können zum Wettbewerbsvorteil werden. Gleichzeitig verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben oft, was zu besonderen Belastungsproben führen kann.

Familienfreundlichkeit im Handwerk 2024 – wie lassen sich Familie und Beruf vereinbaren?

Glücklich im Familienbetrieb – typische Stolpersteine

Die Kombination aus Liebesbeziehung und Geschäftspartnerschaft birgt spezifische Herausforderungen:

Rollenverteilung und Zuständigkeiten

Unklare Verantwortlichkeiten führen häufig zu Konflikten. Wenn beide Partner:innen in alle Entscheidungen einbezogen werden wollen oder unausgesprochene Erwartungen bestehen, kommt es schnell zu Reibereien. Besonders in traditionellen Handwerksbereichen können zudem geschlechtsspezifische Rollenbilder die Zusammenarbeit erschweren.

Kommunikation zwischen Werkstatt und Wohnzimmer

Die Vermischung von geschäftlichen und privaten Gesprächen ist eine der größten Herausforderungen. Wenn der Abendbrottisch zum verlängerten Meetingraum wird und Unstimmigkeiten im Betrieb das Familienleben belasten, leidet oft beides – die Beziehung und das Unternehmen.

Finanzielle Abhängigkeit

Die wirtschaftliche Verknüpfung bedeutet, dass beide Partner:innen vom gleichen Einkommen abhängig sind. Dies kann in schwierigen Geschäftsphasen zusätzlichen Druck erzeugen und die Partnerschaft belasten.

Erfolgsrezepte für die Geschäftsführung als Paar

Die gute Nachricht: Mit klaren Strategien können Paare sowohl ihre Beziehung als auch ihren Betrieb erfolgreich gestalten.

Klarheit schaffen durch Aufgabenteilung

Erfolgreiche Paare im Handwerk definieren präzise, wer für welche Bereiche verantwortlich ist. Dabei sollten die individuellen Stärken und Fähigkeiten im Vordergrund stehen.

Während einer vielleicht ein Talent für Kundenbetreuung und Akquise hat, liegt dem anderen möglicherweise die Werkstattleitung oder das Finanzmanagement mehr. Diese klare Trennung der Verantwortungsbereiche verhindert unnötige Diskussionen und fördert gegenseitigen Respekt.

Kommunikationsregeln etablieren

Regelmäßige Geschäftsmeetings – idealerweise mit fester Zeit und Agenda – helfen dabei, betriebliche Themen strukturiert zu besprechen.

Gleichzeitig sollten bewusst Freiräume geschaffen werden, in denen das Geschäft tabu ist. Ein „Betriebsverbot“ beim Abendessen oder am Wochenende kann Wunder wirken, um die Beziehung zu pflegen und neue Energie zu tanken.

Professionelle Unterstützung nutzen

Externe Beratung kann in vielen Fällen helfen, blinde Flecken zu erkennen und Konflikte zu entschärfen. Dies kann ein Coach sein, der auf Familienunternehmen spezialisiert ist, oder auch der Austausch mit anderen Paaren in ähnlichen Situationen. Viele Handwerkskammern bieten mittlerweile spezielle Netzwerktreffen für Unternehmerehepaare an.

Gemeinsame und getrennte Visionen entwickeln

Die Zusammenarbeit gelingt besonders gut, wenn eine gemeinsame Vision für das Unternehmen besteht. Gleichzeitig braucht jede:r Partner:in auch eigene berufliche Ziele und Entwicklungsmöglichkeiten. Diese Balance zwischen „Wir“ und „Ich“ stärkt sowohl das Geschäft als auch die Beziehung.

Private Auszeiten bewusst gestalten

Erfolgreiche Unternehmerpaare wissen: Gemeinsame Zeit ohne Geschäftsbezug ist kein Luxus, sondern Notwendigkeit. Ob regelmäßige Dateabende, gemeinsame Hobbys oder Urlaube ohne Geschäftstelefon – diese Auszeiten sind Investitionen in die Beziehung und damit indirekt auch in den Erfolg des Betriebs.

Glücklich im Familienbetrieb – 10 Tipps für Krisenzeiten

Auch bei bester Planung können Konflikte und Krisen auftreten. Hier sind zehn Sofortmaßnahmen für angespannte Situationen im Familienbetrieb:

Auszeit nehmen

Bei erhitzten Gemütern: Erst mal durchatmen und eine kurze Pause einlegen. Schon 15 Minuten Abstand können Wunder wirken und verhindern, dass unbedachte Worte fallen.

Ortswechsel vornehmen

Schwierige Gespräche auf neutralem Boden führen. Ein Spaziergang oder ein Café außerhalb des Betriebs nimmt Druck aus der Situation und eröffnet neue Perspektiven.

Klare Ich-Botschaften senden

Statt „Du machst immer…“ besser: „Ich fühle mich überfordert, wenn…“. Diese Kommunikationstechnik vermindert Abwehrreaktionen und öffnet den Dialog.

Notfallplan aktivieren

Für besonders stressige Phasen vorab vereinbaren, wer welche Entscheidungen alleine treffen darf. So bleibt der Betrieb handlungsfähig, auch wenn die Kommunikation gerade schwierig ist.

Externe Vermittlung einschalten

Ein:e vertraute:r Freund:in, Berater:in oder Coach:in kann als Mediator helfen und festgefahrene Positionen auflösen – manchmal reicht schon ein Telefonat.

„Konfliktfreie Zone“ einrichten

Bestimmte Zeiten oder Orte definieren, an denen berufliche Unstimmigkeiten keinen Platz haben dürfen. Das Schlafzimmer sollte grundsätzlich dazugehören.

Schriftlich kommunizieren

Bei hochkochenden Emotionen: Gedanken aufschreiben statt aussprechen. Das entschleunigt und hilft, Argumente strukturierter darzulegen.

Die 24-Stunden-Regel anwenden

Bei größeren Meinungsverschiedenheiten: Die Entscheidung um einen Tag verschieben. Oft sieht die Welt am nächsten Morgen schon anders aus.

Erfolge bewusst feiern

Gerade in Krisenzeiten: Bereits Erreichtes wertschätzen und kleine Erfolge gemeinsam feiern. Das stärkt das Wir-Gefühl und relativiert aktuelle Probleme.

Professionelle Unterstützung für den Betrieb holen

In besonders angespannten Phasen temporär externe Unterstützung organisieren – sei es für das Tagesgeschäft oder für spezifische Projekte. Das nimmt Druck vom Kessel.

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Glücklich im Familienbetrieb? Paar-Power im Fazit

Die gemeinsame Führung eines Handwerksbetriebs kann bei aller Herausforderung ein besonders erfüllendes Lebensmodell sein. Wo sonst kann man berufliche Erfolge so unmittelbar teilen und gemeinsam wachsen? Mit klaren Strukturen, offener Kommunikation und bewussten Auszeiten kann die „Paarkraft“ zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil werden.

Wenn beide Partner:innen ihre Stärken einbringen und gleichzeitig ihre persönlichen Freiräume respektieren, entsteht eine besondere Dynamik, von der sowohl die Beziehung als auch das Handwerksunternehmen profitieren.

Artikelbild: ChatGPT 

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Über den Autor

Klaus
Klaus’ Vater war Handwerker und davor hat schon Klaus’ Großvater auf dem Bau malocht. Nicht nur deshalb interessiert sich auch Klaus brennend für Themen rund um handwerkliche Traditionen. Auf Mega-Handwerk.de schreibt er außerdem Artikel über Marketing, Digitalisierung und Trends im Handwerk – damit das Handwerk sich auch in Zukunft von den besten Seiten zeigen kann.

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