Flachdächer haben sich in der Architektur fest etabliert und bieten gegenüber klassischen Steildächern einige interessante Vorteile. Sowohl im gewerblichen als auch im privaten Bau greifen immer mehr Bauherren zur flachen Variante – sei es wegen der klaren Optik oder der zusätzlichen Nutzungsmöglichkeiten. Vor- und Nachteile von Flachdächern – das ist bei der Konstruktion zu beachten.
Flachdächer sind weltweit verbreitet und werden mitunter als minderwertig abgetan. Das ist aber nicht gerechtfertigt. Tatsächlich täuscht die vermeintlich simple Bauweise: Hinter einem gut funktionierenden Flachdach steckt solides Handwerk und technisches Know-how.
Historische Entwicklung der Flachdachbauweise
Schon in der Antike bauten Menschen in trockenen Regionen Flachdächer aus einfachen Materialien wie Lehm und Holz. Tatsächlich reichen die Ursprünge sogar bis zu den Sumerern um 4.000 v. Chr. zurück, die Flachdächer für ihre Tempelbauten nutzten. In unseren Breiten mussten wir länger warten.
Erst die technischen Fortschritte des 20. Jahrhunderts machten Flachdächer auch bei uns alltagstauglich. Die Bauhaus-Bewegung verhalf dem Flachdach zum architektonischen Durchbruch. Heute ermöglichen moderne Abdichtungssysteme dauerhafte und verlässliche Flachdachlösungen für nahezu jeden Anwendungsbereich.
Vor- und Nachteile von Flachdächern – die Konstruktion
Schauen wir uns jetzt die Vor- und Nachteile von Flachdächern etwas genauer an.
Verschiedene Arten von Flachdächern
Es lässt sich eine Reihe von verschiedene Arten von Flachdächern unterscheiden:
- Bitumendach (Built-Up Roof, BUR): Mehrlagige Dachabdichtung aus Bitumenbahnen, die mit heißem Teer oder Asphalt verklebt werden. Robust, langlebig und wetterbeständig, jedoch schwer und aufwendig in der Installation.
- Modifiziertes Bitumendach: Asphaltbasierte Abdichtung, verstärkt mit Polyester- oder Glasfasermatten. Bietet gute Haltbarkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Risse und Durchstiche.
- Einlagige Kunststoffmembranen (Single-Ply Membrane): Dachabdichtung aus einer einzigen Schicht synthetischen Materials wie PVC, TPO oder EPDM. Leicht, flexibel und einfach zu installieren.
- Gründach (Green Roof): Dachbegrünung mit Vegetation, Substrat und Drainageschichten auf einer wasserdichten Membran. Verbessert Wärmedämmung, Regenwassermanagement und bietet ökologische Vorteile.
- Metalldach (Metalldach): Flachdach aus Metallblechen (z.B. Stahl, Aluminium oder Zink). Langlebig, wartungsarm und widerstandsfähig gegen Witterungseinflüsse.
- Spritzschaumdach (Spray Foam Roofing): Dachsystem aus Polyurethan-Schaumstoff, der direkt auf das Dach gesprüht wird. Bietet gute Dämmung und nahtlose Abdichtung.
- Glasfaserverstärkter Kunststoff (GRP Fibreglass Roof): Dachabdichtung aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK). Robust und begehbar, aber wenig flexibel und anfällig für Risse bei thermischen Bewegungen.
- Betondach (Concrete Flat Roof): Flachdachkonstruktion aus Beton. Besonders stabil und langlebig, jedoch schwer und mit erhöhtem baulichem Aufwand verbunden.
Grundaufbau eines Flachdachs
Ein funktionales Flachdach besteht aus verschiedenen Schichten mit jeweils eigenen Aufgaben. Als Basis dient die Tragkonstruktion – typischerweise aus Stahlbeton, Holz oder Trapezblech. Darüber kommt die Dampfsperre, die verhindert, dass Feuchtigkeit aus dem Gebäudeinneren ins Dach wandert.
Es folgt die Wärmedämmung, die je nach Anforderung in unterschiedlichen Stärken eingebaut wird. Die Abdichtung als oberste funktionale Schicht muss absolute Dichtheit gewährleisten. Bei Bedarf können noch Schutz- und Nutzschichten hinzukommen. Die Flachdachtrocknungen ist ebenso ein ganz zentrales Thema.
Vor- und Nachteile von Flachdächern – Abdichtung und Trocknung
Wie sieht es mit Gefälle und Entwässerung aus? Ein gutes Flachdach ist kein komplett flaches Dach. Die DIN-Normen empfehlen ein Mindestgefälle von etwa 2% – aus gutem Grund. Das Gefälle sorgt für zuverlässigen Wasserabfluss und verhindert Pfützenbildung.
Die Entwässerung erfolgt über Dachgullys oder außenliegende Rinnen. Bei der Planung müssen Lage und Dimensionierung der Abläufe genau berechnet werden, um auch bei Starkregen die Wassermassen sicher abführen zu können.
Materialien für die Abdichtung
Bei den Abdichtungsbahnen hat der Handwerker heute die Qual der Wahl:
- Bitumenbahnen: Der Klassiker, robust und bewährt
- Kunststoffbahnen (PVC, FPO, EPDM): Leicht, flexibel und in unterschiedlichen Eigenschaften erhältlich
- Flüssigabdichtungen: Ideal für komplizierte Anschlüsse und Detaillösungen
Die Wahl des richtigen Materials hängt von Budget, Nutzung und baulichen Gegebenheiten ab.
Wenn es doch mal nass wird
Trotz aller Sorgfalt: Manchmal dringt Feuchtigkeit ein. Meist sind Anschlussstellen oder Durchdringungen die Schwachpunkte. Wurde ein Flachdach feucht, ist schnelles Handeln gefragt, um Folgeschäden zu vermeiden. Die Flachdachtrocknungen folgt ganz eigenen Regeln.
Der erste Schritt ist immer eine gründliche Leckageortung. Mit modernen Messverfahren lassen sich Feuchtstellen präzise lokalisieren, ohne das ganze Dach öffnen zu müssen. Für die anschließende Trocknung stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung:
- Unterdruckverfahren: Über Bohrungen wird gezielt Luft durch die feuchten Bereiche gesaugt
- Überdruckverfahren: Trockene Luft wird eingeblasen und verdrängt die Feuchtigkeit
- Mikrowellentrocknung: Bei besonders hartnäckigen Fällen kann diese Methode sinnvoll sein
Während der Trocknungsphase sollten regelmäßige Feuchtemessungen dokumentiert werden, um den Fortschritt zu überwachen.
Vor- und Nachteile von Flachdächern – Wartung und Instandhaltung
Ein Flachdach braucht regelmäßige Zuwendung. Zweimal jährlich sollte eine Sichtkontrolle erfolgen – idealerweise im Frühjahr und Herbst. Dabei werden Abläufe gereinigt, Laubsiebe gesäubert und die Oberfläche auf Beschädigungen geprüft. Besonderes Augenmerk verdienen Anschlüsse an aufgehende Bauteile und Durchdringungen wie Lüftungsrohre.
Bei fachgerechter Planung, sorgfältiger Ausführung und regelmäßiger Wartung kann ein modernes Flachdach problemlos 30 Jahre und mehr halten. Die Investition in Qualitätsarbeit zahlt sich daher langfristig aus – ein wichtiger Punkt, den Handwerker ihren Kunden vermitteln sollten.
Fazit: Vor- und Nachteile von Flachdächern sorgfältig abwägen
Flachdächer bieten vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten und praktischen Nutzen. Als Handwerker braucht man für die erfolgreiche Umsetzung neben solidem Fachwissen auch Erfahrung mit den verschiedenen Materialien und Konstruktionsweisen. Wer sich in diesem Bereich spezialisiert, kann seinen Kunden langlebige Lösungen bieten und sich einen Namen für Qualitätsarbeit machen.
Artikelbild: Unsplash / Jorge Gardner