Künstliche Intelligenz im Handwerk – wie KMU von der Technologie profitieren

Künstliche Intelligenz im Handwerk

Seit dem Markteintritt von ChatGPT ist die Künstliche Intelligenz in aller Munde. Nach und nach etabliert sie sich in verschiedenen Branchen, um Prozesse zu verschlanken und den Arbeitsalltag für Arbeitnehmende zu erleichtern. Aber existiert für Künstliche Intelligenz im Handwerk ebenfalls Potenzial? – Der folgende Beitrag setzt sich mit dieser Fragestellung auseinander und erläutert, wie KMUs von der Technologie profitieren können.

Das Handwerk kämpft seit Jahrzehnten mit Nachwuchsmangel. Die Jugendlichen von heute scheinen sich nicht sonderlich für handwerkliche Berufe zu interessieren – viele möchten lieber studieren und prangern die fehlenden Aufstiegsmöglichkeiten und Gehälter des Handwerks an.

Sollte sich dieser Fachkräftemangel im Handwerk fortsetzen, wird dieser zukünftig erhebliche Probleme mit sich bringen. In diesem Fall stellt sich zurecht die Frage, inwiefern Künstliche Intelligenz dieses Problem angehen kann und wie erfolgreiches KI-Change-Management funktioniert.

Künstliche Intelligenz – ein kurzer Überblick

KI steht für Künstliche Intelligenz. Es handelt sich hierbei um Technologien, die menschliches Lernen und andere Merkmale der Intelligenz simulieren. Aber wie genau wird Intelligenz in diesem Fall definiert? Ein komplizierter Fall, der nicht einheitlich erklärt werden kann. Generell wird unterschieden zwischen starker KI, die jede Aufgabe lernen und lösen kann und schwacher KI, die nur spezifische Aufgaben erledigt.

KI kann jedoch als IT-Lösung und Methode bezeichnet werden, die selbstständig Aufgaben erledigt, ohne dass die Regeln explizit von Menschen vorgegeben werden. Diese Aufgaben erforderten bisher menschliche Intelligenz und dynamische Entscheidungen.

Obwohl das Thema KI nicht neu ist (geboren 1956 bei der Dartmouth Conference), erlebt diese seit dem Erfolg von ChatGPT einen riesigen Aufschwung. KI wird zunehmend Teil des Alltags und viele sehen darin eine neue Ära, die große gesellschaftliche Veränderungen mit sich bringen könnte.

Künstliche Intelligenz im Handwerk relevant?

IBMs Watson bzw. watsonx ist ein Musterbeispiel für Künstliche Intelligenz. Es ist in der Lage, Quizshows erfolgreich zu meistern, übernimmt aber auch die Aufgaben von Versicherungsmitarbeitenden und vereinfacht Diagnosen im Gesundheitswesen. Warum sollte eine KI nicht auch bei der Fehlererkennung in der Heizungsanlage behilflich sein? So könnte Künstliche Intelligenz bei Routinearbeiten im Handwerk unterstützend wirken.

Im Jahr 2018 beschreibt Alexander Linden den deutschen Mittelstand als zu zögerlich, wenn es um Künstliche Intelligenz im Handwerk geht. Er sieht die Gefahr, dass KMUs ihre Wettbewerbsfähigkeit verlieren könnten. In der Regel konzentrieren sich Handwerksbetriebe stark auf den Willen des Unternehmenden. Viele der Verwaltungsaufgaben werden häufig von einer Person übernommen, was bedeutet, dass sie viel Zeit damit verbringt, Dinge zu tun, für die sie nicht wirklich qualifiziert ist. In den meisten Fällen erfolgt auch keine Erfassung oder Standardisierung der Prozesse, was im Hinblick auf die Unternehmensfolge zu Problemen führen kann.

Mehr als 250.000 Handwerksbetriebe werden in den nächsten Jahren übergeben. Der Erfolg hierbei wird immer wieder als Herausforderung bezeichnet. Ein digitales Modell vermittelt potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten, dass das eigene Unternehmen zukunftsfähig ist und macht es zudem leichter, neue Mitarbeitende zu gewinnen.

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KI-Voraussetzungen im Handwerk schaffen

Steht ein Handwerksbetrieb vor der Entscheidung, ob Künstliche Intelligenz im eigenen Unternehmen eingeführt werden sollte, müssen zunächst die Voraussetzungen stimmen.

Laut einer Sonderanalyse der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft sind 94 % der 2500 handwerklichen Betriebe in Deutschland „computerisiert“, während nur 6 % tatsächlich digitalisiert sind. Letzteres gelingt durch die virtuelle Darstellung von Prozessen und Produkten sowie durch ein datenbasiertes Geschäftsmodell.

Auch innerhalb der Gewerbegruppen existieren Unterschiede – es ist nachvollziehbar, dass Betriebe in den Bereichen Kosmetik oder Friseursalons im Prinzip nicht unbedingt vom Internet abhängig sind, um ihre Tätigkeit auszuüben. Computerprogramme und digitale Vertriebswege sind jedoch auch hier von Bedeutung.

Voraussetzungen für KI-Digitalisierung im Unternehmen

Daher ist es wichtig zu berücksichtigen, welche grundlegenden Voraussetzungen für die Digitalisierung im eigenen Unternehmen vorliegen: Eine zuverlässige Internetverbindung bildet die Grundlage. Eine hohe Digitalisierungsstufe ist für die Einführung von KI in einem Unternehmen unverzichtbar. Analoge Daten sowie Telefonate oder Post sind für die Automatisierung nicht verfügbar. Darüber hinaus ist es notwendig, Fachwissen zu erwerben und dauerhaft Zeit zu investieren, um mit den schnellen Entwicklungen im Bereich der KI mithalten zu können.

Wer die Kapazität nicht hat, kann externe beratende Personen hinzuziehen, um das Projekt KI zu meistern. Insbesondere für KMUs bieten verschiedene Verbände wie das „Zentrum Handwerk Digital“ zahlreiche nützliche Ressourcen an. Diese können hilfreich sein, um eine Grundlage zu schaffen oder das eigene Potenzial genauer zu untersuchen.

Künstliche Intelligenz im Handwerk – die Herausforderungen

Es besteht die Möglichkeit, dass künstliche Intelligenz die menschliche Arbeit ersetzt. Erstens ist dies eine neutrale Tatsache. Diese kann sowohl in positiver als auch in negativer Hinsicht betrachtet werden: Sie kann Furcht vor der beruflichen Existenz auslösen oder Freude an Veränderung und den Möglichkeiten, beispielsweise der Freizeit, wecken.

Wie kann möglichen Ängsten begegnet werden? Führungskräfte sollten zunächst mit gutem Beispiel vorangehen. Sollten innerhalb der Chefetage Ängste vorhanden sein, spürt die Belegschaft diese und reflektiert entsprechend. Wer ein Projekt mit Angst in Gang bringt, wartet lediglich darauf, dass es fehlschlägt.

Gleiches trifft zu, wenn entscheidungstragende Personen handeln, ohne das Team schrittweise in den Prozess einzubeziehen und diesem mitzuteilen, was zu tun ist und welche Beweggründe hierfür sprechen. Eine Überforderung von Mitarbeitenden und Führungskräften wird vermieden, indem nicht sofort das gesamte Unternehmen umgestaltet, sondern zuerst ein spezifischer Bereich ausgewählt wird.

Künstliche Intelligenz im Handwerk meistern

Weitere Hindernisse für die Implementierung von KI sind insbesondere für KMUs wie Handwerksbetriebe zeitliche oder personelle Ressourcen, die Sicherstellung von IT-Sicherheit und Datenschutz, unzureichende Internetverbindungen, fehlende Kompetenzen von Mitarbeitenden und dass der Nutzen der Digitalisierung nicht erkannt wird oder sie aufgrund hoher Investitionskosten finanziell nicht attraktiv ist.

All diesen Hindernissen kann jedoch auf geeignete Art und Weise begegnet werden, um die Künstliche Intelligenz im Handwerk zu meistern. Welche Schritte sind besonders wichtig und wie lässt sich KI erfolgreich im Handwerk einführen? Folgender Überblick kann bei der Implementieren helfen.

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KI-Ziele klar definieren

Um eine effektive Anwendung von Künstlicher Intelligenz im Unternehmen zu erreichen, ist es zunächst erforderlich, sich zu überlegen, welches Ziel dabei verfolgt werden soll. Ist der eigene Betrieb wie viele Handwerksbetriebe vom Fachkräftemangel betroffen, kann Künstliche Intelligenz helfen, dieses Problem zu bewältigen.

Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften führt eher zu langen Wartezeiten, was zu einer unzufriedenen Kundschaft und Nachwuchsmangel führt. Das Ziel besteht darin, Routinearbeiten an KI zu übertragen.

Durch Automatisierung kann KI manuelle und sich wiederholende Tätigkeiten im Handwerk verringern. Dies ermöglicht es Handwerkern und Handwerkerinnen, sich auf anspruchsvollere Aufgaben zu fokussieren und dadurch die Produktivität zu erhöhen.

Online-Services oder maßgeschneiderte Fertigung eröffnen neue Chancen. Arbeitnehmende im Handwerk können mithilfe von KI maßgeschneiderte Produkte entwickeln, die den Anforderungen und Wünschen der Kundschaft besser gerecht werden. Die Technologie kann dabei helfen, individuelle Produkte und Dienstleistungen zu gestalten und herzustellen. KI-gesteuerte virtuelle Assistenten unterstützen Arbeitnehmende im Handwerk dabei, ihre Aufgaben zu organisieren, Termine zu planen, mit der Kundschaft zu kommunizieren und andere Bereiche des täglichen Geschäfts zu bewältigen.

Ausarbeitung der KI-Strategie

Es bietet sich an, innerhalb eines Handwerkbetriebs mit einem Spezialisten zusammenzuarbeiten, um Strategien zu entwickeln, die zur Erreichung der Ziele führen. Hierbei wird überprüft, ob die Voraussetzungen für das gewählte KI-Projekt im Unternehmen erfüllt sind. Welche Strukturen würden durch die entsprechenden Business Cases beeinträchtigt? Dieser Prozess wird bei kleinen Handwerksbetrieben weniger kompliziert sein. Anschließend sollte die KI-Strategie ausgewählt werden, die am vielversprechendsten ist.

Planung und Umsetzung  des KI-Projekts

Um das KI-Projekt umzusetzen, braucht es einen Überblick über die erforderlichen Ressourcen. Wer wird das Projekt durchführen und unterstützen? Wie viele Stunden sind dafür zu rechnen? Externe, wie etwa Serviceanbietende aus Ländern mit einem großen Pool an IT-Spezialisten können an dieser Stelle ebenfalls beteiligt sein.

Es wäre ratsam, vor der Anwendung der KI in dem ausgewählten Bereich zunächst in einer Testumgebung zu überprüfen, ob alles ordnungsgemäß funktioniert. Wenn es beispielsweise um mehrere Niederlassungen geht, kann mit einer von ihnen begonnen werden. Es besteht zudem die Option, zunächst bestimmte Mitarbeitende mit dem System zu beschäftigen, um eventuelle Schwachstellen im Unternehmen aufzudecken.

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Künstliche Intelligenz im Handwerk in der Zusammenfassung

Keine Person ist in der Lage, einen Blick in die Zukunft zu werfen und mit Sicherheit zu sagen, wie Künstliche Intelligenz das Leben aller Menschen beeinflussen wird. Wird jedoch die Vergangenheit evaluiert, fanden sich bisher bei jeder bedeutenden Änderung – sei es die Dampflok, die Stromentdeckung oder das Internet – lautstarker Gegenwind und Personen wider, die Skepsis äußerten.

Die Weiterentwicklung konnte jedoch nie gestoppt werden. So scheint Künstliche Intelligenz im Handwerk eine Option darzustellen, Prozesse zu verschlanken und eine Lösung für den anhaltenden Fachkräftemangel darzustellen. Das Handwerk sollte sich daher intensiv mit dem Thema KI beschäftigen, Optionen im Blick behalten und offen dafür zu sein, einzelne Anwendungen sorgfältig zu prüfen.

Fachleute sind sich jedenfalls sicher: Künstliche Intelligenz im Handwerk wird in Zukunft keine Option mehr sein, sondern Alltag werden. 

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Über den Autor

Steffi
Steffi schreiben auf Mega-Handwerk über gesellschaftliche Trends und das Handwerk im Wandel der Zeit.

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